Raus aus dem klaustrophobischen Korsett

Burgdorf, XX08.2023 [MIT] Jede Fläche, die Kommunen aus dem Landschaftsschutz entnehmen, haben sie in ihren Stadtgrenzen wieder auszugleichen. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Burgdorf-Lehrte fürchtet daher in absehbarer Zeit beklemmende Zustände, die die Ansiedlungen oder Erweiterungen von Unternehmen zum Scheitern verurteilen. Darum fordert die MIT die Rückkehr zu einem regionsweiten Pool von Ausgleichsflächen, wie er vor der Kommunalwahl bestanden hat. Ansonsten dürften die Ansiedlung oder Erweiterung von Unternehmen, wie sie in Burgdorf bei der Hartmann Valves GmbH geplant ist, nach Ansicht der MIT in der Region Hannover recht bald eine Ausnahme darstellen. Mit Folgen für das Leben in der Region.

Bei Ausgleichsflächen ans Stadtgebiet gefesselt

Selten hat in jüngster Zeit ein geplanter Standortwechsel politisch so viel Zustimmung gefunden, wie ihn die MIT bei ihrem Besuch der Hartmann Valves GmbH in Ehlershausen erfahren hat. Einstimmig votierten alle politischen Gremien Burgdorfs für einen Antrag auf Entnahme einer Fläche aus dem Landschaftsschutz, auf der der Hersteller von Kugelhähnen und Bohrlochköpfen seinen Ehlershäuser mit dem Celler Standort vereinigen möchte. Langfristig sollen so die Weichen gestellt werden, um den wachsenden Markt für erneuerbare Energien wie Geothermie, Wasserstoffspeicherung und Lithiumproduktion sinnvoll bedienen zu können. Am Ende entscheidet die Region. Aktuell suchen Bürgermeister Armin Pollehn und seine Verwaltung, ans Stadtgebiet gefesselt, angestrengt nach einem überzeugenden geeigneten Standort für den flächenmäßigen Ausgleich. Nur im Falle eines Erfolgs, darf die Stadt wohl begründet auf die Zustimmung der Regionsverwaltung hoffen.

Effizient und erprobt: Der Flächen-Pool

Die Anstrengungen in Burgdorf veranschaulichen für die MIT daher das klaustrophobische Korsett, in der die Kommunen in der Region Hannover mittlerweile stecken. Eine starr auf die engen Stadtgrenzen fixierte Suche nach Ausgleichsflächen droht zwangsläufig immer hoffnungsloser zu werden. Bereits die Hälfte der Regionsfläche ist für den Landschafts- und den noch strengeren Naturschutz reserviert. Für die Kommunen wäre es daher weitaus effizienter, so MIT-Vorsitzender Wieters, flexibel auf einen Pool von Ausgleichsflächen in der ganzen Region zugreifen zu können. Was ein solcher Pool leisten kann, hat er bis zur Kommunalwahl bewiesen. Beispielsweise hätte sich die Spedition Ebeling in der Wedemark, umzingelt von Landschaftsschutzgebieten, ohne Ausgleichsflächen in Burgwedel nicht erweitern können.

Mit dem Pool die Wirtschaftskraft in der Region sichern

„Wir werden Kita-Plätze und Öko-Tickets künftig nicht finanzieren können, wenn wir die Region in ein Riesen-Bio-Reservat verwandeln“, sagte MIT-Vorsitzender Jörg Wieters. Motoren eines künftigen Wirtschaftswunders würde die Region auf Dauer weder starten noch am Laufen halten können, wenn hier nur die Natur wachsen dürfe, warnte Wieters weiter. Müsste zum Beispiel die Hartmann Valves GmbH wegen einer partout fehlenden Ausgleichsfläche nach mehr als 75 Jahren in Ehlershausen abwandern, würde der Region unwiederbringlich ein Hidden Champion der Energiewende verloren gehen. Dessen weltweit nachgefragten Armaturen und Bohrlochköpfe kommen unter anderem bei der tiefen Geothermie und der Speicherung von Wasserstoff zum Einsatz. Der Geothermie wird in Niedersachsen parteiübergreifend für die CO2-arme Energieversorgung des Landes große Bedeutung beigemessen. Die mehr als bisher zu erwartenden 40 Millionen Jahresumsatz und 220 Arbeitsplätze der Hartmann Valves GmbH würden dann vermutlich abwandern.

Dem bemühen sich in Burgdorf Parteien und Bürgermeister hoffentlich erfolgreich vorzubeugen. Damit die Kommunen dagegen gar nicht erst in Entscheidungsnot geraten, kämpft die MIT Burgdorf-Lehrte mit ihren Regionsabgeordneten Bernward Schlossarek und Oliver Brandt für einen effizienten und erprobten Flächenpool.

 

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