Kürzlich besuchten wir als MIT Kreisverband Hannover-Mitte Landwirt Jörg Heuer auf seinem Spargel- und Erdbeerhof. Ungeschminkt schilderte er uns seinen Ärger über eine seit Jahren ungebremst weltfremde Agrarpolitik. Darum hat er jetzt eine einschneidende Entscheidung getroffen, wie er uns berichtete. Sie muß jeden aufschrecken, der Wert auf gesundes Essen aus der Region legt und daher wissen will, was auf seinen Teller kommt.

Erstmals seit 30 Jahren hat Jörg Heuer keinen neuen Spargel mehr gepflanzt. Er pflanzt erst im kommenden Jahr wieder. Spargel pflanzt man für zehn Jahre, erklärte er uns, und investiert in ihn für weitere zehn. So verringert er Anbaufläche – und sein Investitionsrisiko.

Inflation, Energiewende und in der Folge zurückhaltende Nachfrage lassen ihn vorsichtig sein. Überdies versprechen ihm auch die grundsätzlichen politischen Weichenstellung keine rosigere Zukunft, zumal arbeitspolitische Entscheidungen ihm noch stärker zuzusetzen drohen als die agrarpolitischen. Zum Beispiel steigt gegen alle Vereinbarungen der Mindestlohn Jahr für Jahr. Seit 2019 um 30%. Für eine von Handarbeit bestimmte Branche wie den Spargelbau, der diese Arbeit von Saisonkräften überdies kaum durch Einsatz effizienter Technik ersetzen kann, sind dies kaum mehr zu bewältigende Kosten. Dies gilt um so mehr, wenn ein von bornierter EU-Bürokratie geplantes Total-Verbot chemischen Pflanzenschutzes dramatische Ertragseinbrüche von bis zu 40% befürchten läßt.

Noch pausieren Heuer und seine Kollegen. Setzt sich diese politische Entwicklung ungebremst fort, droht auf Kurz oder Lang ein Betrieb nach dem anderen die Perspektive zu verlieren. Er geht dann „habecken“, wie es Heuer ausdrückt. „Sie hören dann auf zu produzieren“, wie der Kinderbuchautor und Nebenwirtschaftsminister Habeck es so unnachahmlich formulierte. Und mit ihnen die von ihnen abhängigen Unternehmen des Agribusiness. Das sind keine guten Nachrichten für alle, die sich gerne und gesund aus unserer Region ernähren wollen. Spargel kommt dann nämlich aus einem „Land 100.000e Kilometer entfernt“ (Annalena Baerbock). Importiert wird er höchstwahrscheinlich teurer, auf jeden Fall aber in seiner Qualität schwerer zu kontrollieren sein. Wollen wir das?

Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Kreisverband Hannover-Land will das nicht. Sie fordert:

  1. über die Höhe des Mindestlohnes soll weiterhin die gesetzlich dafür vorgesehene Kommission aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretern entscheiden. Nur sie garantiert einen für alle Seiten wirtschaftlich angemessenen Mindestlohn. (https://www.mit-bund.de/content/keine-staatlichen-loehne-mindestlohn-verantwortung-der-tarifpartner-belassen-mit-praesidium).
  2. Das von der Ampel im September 2022 angekündigte Belastungsmoratorium auf die Landwirtschaft auszudehnen. Auch sie leidet unter der wuchernden Bürokratie Brüssels. Ungeachtet dessen können alle Agrar-Behörden bis hin zur Regionsverwaltung endlich alles in ihren Kräften Stehende tun, Doppelstrukturen abzuschaffen sowie Antragsverfahren zu vereinfachen und zu digitalisieren. https://www.mit-bund.de/content/agribusiness-staerken-und-ideologiefrei-fuer-die-zukunft-aufstellen-mit-praesidium).

Bilder: Sven Jagata